Blutstropfen und ihre Geschwindigkeit

Blutstropfen & Geschwindigkeit | © 2022 Claus R. Kullak | crk-resiudicialis.de

Es sind die allerkleinsten Blutstropfen, die manchen Täter:innen zum Verhängnis werden. Ihre Größe sagt Forensikern jedoch vor allem etwas über die Geschwindigkeit, mit der Blut spritzte.

Blutstropfen entstehen,

  • entweder wenn Blut zusammenfließt und so schwer wird, dass ein Tropfen sich löst,
  • oder wenn ein blutiger Gegenstand schnell genug bewegt wird
  • ferner wenn ein Gegenstand in eine Blutlache trifft
  • oder schließlich ein Objekt schnell genug auf einen Körper auftrifft, um eine Wunde zu schlagen.

Vom Händewaschen

Um das nachzuvollziehen, waschen wir uns die Hände in Unschuld, trocknen sie aber nicht ab. Stattdessen lassen wir die Hände einfach hängen. Das Wasser, das auf unserer Haut verteilt ist, sammelt sich nun langsam an den Fingerspitzen. Sobald das Gewicht eines sich bildenden Tropfens größer ist als die Oberflächenspannung des Wassers, welche ihn an unsere Fingerspitze bindet, fällt der Tropfen herunter.

Je viskoser – also zähflüssiger – die Flüssigkeit ist, umso schwerer muss ein Tropfen dazu werden.

Schon nach wenigen Sekunden wird das Tropfen von unseren Fingerspitzen langsamer, denn es dauert länger, bis sich hinreichend große Wassermengen zusammengefunden haben, um die Oberflächenspannung des Wassers zu überwinden, damit ein Tropfen sich lösen kann.

Wer schon mal Papierhandtücher benutzt hat, weiß allerdings, dass unsere Hände nichtsdestotrotz noch von viel Wasser bedeckt sind und das erste und vielleicht auch das zweite Handtuch sich deshalb in unserer Hand auflöst.

Als Nächstes schütteln wir darum unsere Hände aus. Aufgrund der Zentrifugalkraft – der vom Zentrum der Drehbewegung fort gerichteten Schleuderkraft – lösen sich dabei auch schon kleinere Tropfen, als wenn wir unsere Hände nur hängen lassen.

Um schließlich noch mehr Wasser von den Händen zu bekommen, schnicken wir unsere Finger ab – ganz so, als wollten wir die Wassertropfen wegschnipsen. Genau das passiert dabei nämlich. Die so aus der Oberflächenspannung gerissenen Tröpfchen sind noch kleiner als beim Abschütteln.

Ergänzende Servicebotschaft: Haben wir unsere Hände nach dem Waschen sechs bis zehn Mal abgeschnickt, müssen wir übrigens nicht mehr fünf, sondern nur noch zwei Papierhandtücher verbrauchen. Bitte. Danke.

Blutstropfen, Blutspritzer

Dasselbe passiert natürlich bei Blutstropfen: Je schneller ein blutiger Gegenstand oder ein blutendes Körperteil bewegt wird, desto kleinere Tropfen gehen davon aus. Es ist einfach eine Frage sich addierender physikalischer Kräfte.

Die Oberflächenspannung des Blutes hält selbiges vom Tropfen ab. In die Gegenrichtung wirkt das Gewicht des Tropfens. Bewege ich den blutigen Gegenstand, kann diese Beschleunigung sich zum Gewicht des Tropfens addieren und die Oberflächenspannung des Blutes überwinden, sodass ein kleinerer Tropfen sich löst.

Wird also jemand im Gerangel einer Schlägerei hin und her geschleudert oder schwingt jemand eine blutige Waffe, lösen sich davon bereits kleinere Tropfen, als das von einem ruhenden Körper möglich wäre. Ein Forensiker kann also von der Größe von Blutstropfen auf die Geschwindigkeit rückschließen, mit welcher diese sich gelöst haben.

Nämliches gilt, wenn ein Gegenstand in eine Blutlache bzw. auf einen schon blutigen Gegenstand oder ein Körperteil schlägt.

Blutiges Beispiel mit Blood Back Spatter

Noch deutlicher ist das oben Gesagte der Fall, wenn beispielsweise ein Projektil – eine Pistolen- oder Gewehrkugel – auf einen Körper trifft. Stellen wir uns vor, dass jemand aus nächster Nähe erschossen wurde. Ein Angehörige:r hält das stark blutende Opfer im Arm, nachdem si:er – so die anschließende Aussage – dieses gefunden hat.

Woran ließe sich erkennen, ob diese:r Angehörige die Wahrheit sagt oder den Schuss selbst ausgelöst hat?

Die Kugel einer Schusswaffe bewegt sich mit so hoher Geschwindigkeit, dass sie nicht Blutspritzer mit normaler Tropfengröße auslöst, sondern das Blut zu einem Blutnebel zerstäubt. Jemand, der aus geringer Entfernung auf eine Person schießt, wird daher nicht nur Schmauchspuren an sich tragen, sondern auch den Niederschlag dieses feinsten Blutnebels – den sogenannten Blood Back Spatter.

Und dieser ist deutlich von Blutspuren zu unterscheiden, wie sie entstehen, wenn man das stark blutende Opfer im Arm hält.

Mit freundlicher Unterstützung von Dr. Marc Würde.

Quellen und Fallbeispiele

  • Davon & Damon Routier – Medical Detectives / Forensic Files, S4E1: „Invisible Intruder“, 06.10.1999, TV-14

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